Sprache.
Sprache ist Handlung.
Sprache ist Macht.
Sprache hat Wirkung.
Dieser Blog entstand aus einem akuten Gefühl heraus, einem Bedürfnis: Sich öffentlich und laut gegen Sexismus zu stellen. Das allein hat uns zusammengebracht. Wir sind keine eingeschworene Truppe, die wenigsten von uns kannten sich vorher und auch das oft eher flüchtig. Bevor wir den ersten Text auf diesem Blog veröffentlichten, diskutierten wir intern, wie wir sprachlich mit dem Thema Gender umgehen sollten. Dabei kamen wir zu dem Schluss, dass jede schreibende Person, eine eigene Form wählen kann. Das war aus heutiger Sicht nicht die beste Lösung.
Wir wollen aber nicht in die Falle tappen, bestimmte, meist marginalisierte Menschen lediglich mit zu meinen. Diese Personen mit zu denken heißt, sie sichtbar zu machen. Deswegen gibt es nun diesen selbst-reflexiven Text.
Ich schreibe aus der Perspektive einer weißen, able-bodied, trans Frau. Das bedeutet, ich habe einige Leerstellen bzw. Defizite an Erfahrungen. Dennoch versuche ich – und das gilt für unser gesamtes Redaktions-Team – über meinen persönlichen Horizont hinaus zu schreiben. Geschlechterinklusive Sprache ist dabei enorm wichtig.
Zuallererst: Geschlechtergerechte (deutsche) Sprache ist nichts Neues. Seit etlichen Jahren wird das Thema gesellschaftlich breit diskutiert. Das zentrale Anliegen: Die Repräsentation und Sichtbarkeit von Menschen, die bisher unsichtbar waren. Zunächst ging es lediglich um Binaritäten. Männlichkeitsformen galten als Norm für alles und jeden. Bald wurde jedoch deutlich, dass es mit einem Hinzufügen einer weiblichen Form längst nicht getan ist. Die Auflösung des Mythos der Geschlechts-Binarität muss und kann nur erfolgreich sein, wenn sich ALLE Formen von Geschlecht in unserer Alltagssprache wiederfinden.
Wie können wir also inklusive bzw. geschlechter gerecht Sprache verwenden während diese im Wandel ist?
An dieser Frage sind wir in unserem Blog bisher auch gescheitert. Die Uneinheitlichkeit, mit der wir versuchten, gender inklusiv zu schreiben, führte nicht zur gewünschten Repräsentation sondern zu Verwirrung bis zu Verärgerung. Das wurde zurecht kritisiert. Wie oben bereits erwähnt, heißt das aber nicht, dass wir darüber nicht nachgedacht und gesprochen haben. Nun möchte ich hier nichts entschuldigen oder gar verteidigen! Ich möchte lediglich versuchen zu erklären, um nachvollziehbar zu machen, warum bzw. wie wir als offensiv feministisches Blog, diesen Mangel produziert haben.
Unsere Arbeit ist nicht bezahlt. Sämtliche Artikel entstehen in unserer (spärlichen) Freizeit. Hinzu kommt die unterschiedlichen Lebensrealitäten aller am Blog-Mitwirkenden. Arbeitszeiten, zeitlichen Belastungen und Verfügbarkeiten unterscheiden sich daher sehr stark. Das führt dazu, dass internes Lektorat und die Beteiligung an öffentlicher Kommunikation (z.B. auf Twitter) in der Vergangenheit nicht gleichmäßig verteilt waren. Diesen Schuh muss ich mir anziehen. Ich war zu absent, ich habe nicht gegengelesen und habe mich nicht bzw. zu spät an öffentlichen Diskussionen beteiligt. Das muss und wird besser werden. Meine Zusage, an diesem Projekt mitzuarbeiten, bedeutet eine Verpflichtung, ausreichend Zeit und Energie hineinzustecken. Das bin ich meinen Mitschreibenden hier und allen Lesenden dort draußen schuldig.
Wie geht es nun also weiter?
Nach interner, ehrlicher Auseinandersetzung mit der Kritik und den Vorschlägen von außen, wollen wir es in Zukunft so handhaben: Die Schreibweise “Frauen*” wird es nicht mehr geben. Wenn wir allgemein von bzw. über Menschen schreiben, die nicht cis männlich sind, dann verwenden wir “weiblich gelesene und nicht-binäre Personen”.
Das völlige Ausblenden von Geschlecht ist in den meisten Fällen unserer Artikel nicht sinnvoll, da es sich bei unseren Themen in der Regel um geschlechtsspezifische Problematiken handelt. Ausblenden meint hier, statt “Lehrerinnen und Lehrer” den Ausdruck “Lehrkräfte” zu verwenden. Wenn es in einem Text um Probleme von dezidiert weiblich gelesenen und nicht-binären Personen geht, dann muss das so benannt werden. Wenn es weiterhin um eine spezifischere Gruppe geht, etwa “trans Frauen” dann werden wir das immer so benennen. Das Scheinargument der vermeintlichen Unlesbarkeit lassen wir nicht gelten.
Wir wissen, dass auch diese Vorgehensweise nicht perfekt ist. Deswegen werden wir uns kontinuierlich weiter mit dem Thema beschäftigen, marginalisierten Personen zuhören und uns weiterbilden.
Danke, dass ihr uns dabei unterstützt! Gemeinsam können wir für eine gerechtere Gesellschaft kämpfen – laut und auf die Fresse!
Weiterführende Informationen findet ihr hier:
- https://www.hs-emden-leer.de/einrichtungen/gleichstellungsstelle/gender-in-lehre-und-forschung/
- https://meinnamemeinpronomen.files.wordpress.com/2015/10/vorschau_layout_zine_2511.pdf
- http://www.migrazine.at/artikel/sprache-macht-geschlecht
- http://www.transinterqueer.org/download/Publikationen/TrIQ_Journalist_innen-2.%20Aufl.-web%282%29.pdf
- https://www.queerformat.de/links/
- https://www.queerformat.de/wp-content/uploads/UE_Lieblingseis.pdf.pdf
- https://www.queerformat.de/wp-content/uploads/mat_doz_Handreichung_Doz_2012.pdf
- https://writingcenter.unc.edu/tips-and-tools/gender-inclusive-language/