Im Dezember habe ich euch bereits einige Bücher zum Thema Feminismus vorgestellt, es wird also so langsam Zeit für die nächste Liste. Wie auch im Dezember erhebt diese Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Nikita Gill – Fierce Fairytales
Nikita Gill hat nicht einfach Märchen gesammelt. Sie hat die Märchen und Geschichten, die wir schon so lange kennen, neu geschrieben. Wieso ist Aschenputtels Stiefmutter eigentlich so ein Biest? Sieht Belle sich auch als so mutig wie alle anderen? Warum geht die Sonne auf und unter? Was hat Hänsel seinem Sohn zu sagen?
Mal in kurzen Texten, mal als Gedicht schreibt Gill neue Perspektiven, neue Räume, komplett neue Ebenen und schafft so ein kleines aber dichtes Bändchen voll wilder Energie für Mädchen und Frauen.
Dieser schmale Band von Gedichten und Texten sollte in jedem Regal eines Mädchens und einer Frau stehen, auch wenn das eigene Englisch vielleicht nicht the yellow from the egg ist.
Felicia Ewert – Trans. Frau. Sein
Schon mal was von Cissexismus gehört? Nein? Dann wird es allerhöchste Zeit, sich mit Felicia Ewert zu beschäftigen. Auf ihrem Twitter-Kanal hält sie cis Personen und dieser Gesellschaft regelmäßig den Spiegel vor (ja, das tut manchmal weh) und weist regelmäßig darauf hin, dass auch die feministischen Strömungen von jenem Cissexismus geprägt sind.
In Trans. Frau Sein. erklärt sie ausführlicher, was es damit auf sich hat, beschreibt, wie es ist als trans Frau in dieser Gesellschaft zu leben, und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund.
Mithu Sanyal – Vergewaltigung
Dass wir ein einer Rape Culture, also einer Kultur leben, die Vergewaltigung verharmlost, Täter schützt und Opfer beschuldigt, sollte nichts neues mehr sein. In ihrem Buch Vergewaltigung. Aspekte eines Verbrechens zeigt Mithu Sanyal auf, wie sich diese Rape Culture zusammensetzt, wo sie herkommt und vor allem auch, wie alt sie schon ist.
Dieses Buch eignet sich sowohl als Einstieg in das Thema Vergewaltigung als auch als weiterführende Lektüre. Es ist eins der Bücher, die ich jedem um die Ohren haue, die*der sich mit diesem Thema auch nur ansatzweise beschäftigt.
Hannah Witton – Untendrumherumreden
Wie ist das eigentlich mit der Periode? Und was ist der Unterschied zwischen trans und cis? Was mache ich bei Liebeskummer? Und was soll das ganze Gewese um Sex und Consent?
Hannah Witton widmet sich auf ihrem Youtube Kanal und schließlich auch in ihrem Buch all jenen Fragen, die viele Mädchen und Frauen eher ungern in großer Gruppe besprechen möchten. Hannah Witton will genau dieses unangenehme Gefühl, die Tabuisierung vieler völlig normaler Vorgänge, angehen. In jugendlicher Sprache spricht sie über Menstruation, Rape Culture und das erste Mal, und lässt dabei auch viele andere zu Wort kommen. Beim Thema Transsein und Asexualität z.B. Menschen, die genau das sind.
Das Buch ist aufgrund der Sprache vor allem für Jugendliche geeignet.
Margarete Stockowski – Die letzten Tage des Patriarchats
Margarete Stokowski ist seit einigen Jahren Kolumnistin, erst für die Taz, nun für den Spiegel. In ihren Texten geht es immer um tagespolitische und gesellschaftliche Themen, immer aktuell, und oft feministische Aspekte aufdeckend, die anderen entgehen.
Da sich seit der Erstveröffentlichung mancher Texte doch was getan hat, z.B. die sog. Ehe für alle, um nur ein Stichwort zu nennen, kommentiert Stokowski einige der Kolumnen. Spannend, zuweilen traurig-witzig sind auch die Reaktionen von meist Männern, die sie auf ihre Texte bekommt, und die sie tlw. ebenfalls veröffentlicht.
Sonja Eismann, Anna Mayrhauser (Hg.) – Freie Stücke
Das Missy Magazine wurde 10 und gab zur Feier des Jahrzehnts einen Band gesammelter Essays und Kurzgeschichten heraus. Grobes Oberthema: Consent. Von ganz unterschiedlichen Autor*innen geschrieben bekommt man hier einen bunten Strauß Input an die Hand. Körperbehaarung, Verlieben und Liebeskummer, Termin bei Ausländerbehörde…die Texte verarbeiten das Oberthema ganz unterschiedlch.
Und wie es bei Textsammlungen so ist: man wird nicht jeden mögen. Lohnen tut sich Freie Stücke aber auf jeden Fall!
Annelie Wagner, Christopher Tauber – Heraus aus der Finsternis
Frankfurt am Main, kurz nach dem ersten Weltkrieg. Die Frauenbewegung ist in aller Munde, es geht um nichts weniger als dass Frauen endlich wählen dürfen und gewählt werden können. Und es brodelt. Die erwachsenen Frauen fürchten um ihre Jobs, wenn die Männer aus dem Krieg zurückkommen. Die Mädchen haben keine Lust mehr, in jedem Viertel von der jeweilis hiesigen Jungsbande schikaniert zu werden. Und so gründen sie kurzerhand eine Mädchenvereinigung.
Dieser historische Comic eignet sich vor allem für Kinder ab 8.
Talbot/Talbot/Charlesworth – Votes for Women
Kurz nach dem ersten Weltkrieg erhielten die Frauen in Großbritannien das Wahlrecht. Die Suffragetten kämpften mit harten Bandagen, gegen die heute Krawalle am 1. Mai und bei G20 aussehen wie ein fröhlicher Frühlingsspaziergang. Als Leser*in begleitet man Sally auf ihrem Weg durch diese Bewegung, von Treffen der Suffragetten über Demos bis zu einem Gefängnisaufenthalt.
Toll gezeichnet gut recherchiert und spannend erzählt ist diese Graphic Novel sowohl für Jugendliche als auch Erwachsene geeignet.