Dieser Artikel wurde von Rachel geschrieben.
Jeder kennt die Euphemismen, mit denen man als menstruierende Person früher oder später zu kämpfen hat. „Die rote Tante ist zu Besuch“, „ich habe meine Erdbeerwoche“ oder „Alarmstufe Rot“. Alles Begriffe, die die Menstruation umschreiben sollen, damit man das gesellschaftliche Tabu umgeht, welches Menstruation als etwas ekliges und unanständiges ansieht, was nicht öffentlich besprochen werden sollte.
Der Schmerz
Ich habe meine Periode bekommen als ich 11, fast 12 Jahre alt war. Zuvor hatte ich Bauchschmerzen die sich nicht richtig zuordnen ließen, auch Ärzt*innen fanden nichts. Als dann einige Wochen später meine Periode eintrat, war die Ursache aber gefunden.
Meine Mutter schärfte mir ein, dass ich niemals am 1.Tag meiner Menstruation am Sportunterricht teilnehmen sollte, was ich vorerst auch nicht tat. Obwohl mein Sportlehrer immer sehr merkwürdig reagiert hatte, wenn ich ihm mitteilte, dass ich nicht teilnehmen kann, hielt ich mich an den Rat meiner Mutter. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine Schmerzen, zumindest nicht wirklich, lediglich ein leichtes Ziehen im Unterbauch am 1. Tag, weswegen ich mit 13 dazu entschied mal am Sportunterricht teilzunehmen – trotz Periode.
Es lief soweit auch eigentlich ganz gut…bis ich nach der großen Pause anfing mich unwohl zu fühlen. Ich hatte immer stärker werdende Unterleibsschmerzen, von denen mir sehr übel wurde, da ich auf starke Schmerzen immer mit Übelkeit reagiere. Daraufhin wurde mir so übel, dass ich mich mehrfach erbrach, mein Kreislauf fuhr enorm runter, mir brach der kalte Schweiß aus und ich stand am Rand der Ohnmacht. Als meine Mutter mich abholte, erschrak sie sehr über mein Aussehen, ich saß zusammengekauert und weiß wie die Wand, an die Schulmauer gelehnt und war kaum bei Bewusstsein.
Die mögliche Ursache
Seitdem ist es jeden Monat so, dass die ersten zwei Tage meiner Menstruation unsagbar schmerzhaft sind. Daran änderte auch die Pille nichts, die ich von 16 bis 21 nahm, denn die Schmerzen waren immer noch da, nur wurden sie abgeschwächt. Ich kam mit einem Ibuprofen statt 3 aus. Vor ca. 2 Jahren hörte ich das erste Mal von Endometriose. Ich verfolgte die Thematik und sprach es gegenüber meiner Mutter an, die mir daraufhin erzählte, dass sie auch Endometriose hatte. Auch meiner Gynäkologin, die eine langjährige Freundin der Familie ist und bei der auch meine Mutter in Behandlung ist, vertraute ich meine Vermutung an, aber sie wies mich ab. Um eine Endometriose diagnostizieren zu können, muss zunächst eine Bauchspiegelung durchgeführt werden, was ja bei mir aufgrund meines Gewichts nicht besonders ratsam sei.
Frustrierend
Ich bin inzwischen 25 Jahre alt und ich habe mittlerweile fast durchgehend Schmerzen. Vor, während und nach meiner Periode. Aber ich werde nicht ernst genommen. Die Gesellschaft empfindet es als nicht angemessen darüber zu sprechen, ich muss wenn ich menstruiere dennoch arbeiten gehen und muss mir mit Schmerzmitteln und Wärmepflastern Abhilfe schaffen und ich bin es leid! Ich möchte schamfrei Hygiene-Produkte kaufen und einfach ehrlich auf die Frage „wie geht’s?“ Antworten können, ganz egal wem. Ich möchte endlich ernst genommen werden, wenn ich über meine Schmerzen spreche, denn eins ist klar: Wenn ich nicht unbedingt Mutter werden wollen würde, hätte ich schon längst „bye bye Uterus!“ gesagt.