It’s this time of the year again. Überall funkeln Glitzersterne, knallbuntes Geschenkpapier säumt den Gang zur Kasse jedes westlichen Supermarkts, Kalender und Kränze machen es unübersehbar: Es ist Vorweihnachtszeit. Beworben mit Ausdrücken wie „besinnlich“, „Fest der Liebe“ und „gnadenreich“ wird daraus eine rot-grün-goldene Zuckerwattewolke, aus der blinkend die Spielzeugreklame hervorragt. Ich liebe Weihnachten. Was ich aber hasse, sind der Kommerz, die christlich-westliche Arroganz, jeder müsse es feiern (und lieben), sowie die Ignoranz der Tatsache gegenüber, dass für viele, vor allem Frauen, Weihnachten vor allem eins bedeutet: eine dicke Portion auf das ohnehin ausgereizte Maß an Mental Load obendrauf. Mit Glitzer.
Es fängt an beim Plätzchenbacken, geht weiter über die Dekoration des Hauses mit weihnachtlichem Schmuck und hört auch mit der Besorgung der Geschenke nicht auf – für den Adventskalender, fürs Wichteln, für Nikolaus, für Weihnachten; für die Kinder, für di:en Partner:in, für die Kolleg:innen, Nachbar:innen, Briefträger:innen, für die Eltern und wenn vorhanden Schwiegereltern. Mal vom Aufstellen des Weihnachtsbaumes und dem Anbringen der Beleuchtungsdeko am Haus abgesehen, wird traditionell ein Großteil der Arbeit und der Vorbereitung von Frauen und anderen gemacht, die als weiblich, als passive Teile einer Beziehung oder erste Bezugsperson von Kindern angesehen werden. Erst vor ein paar Tagen las ich, dass eine Frau sich über ihre Freundin beschwerte:. Diese ist hochschwanger und so „muss“ jetzt deren Partner das Einkaufen der Weihnachtsgeschenke übernehmen. Die Schwangere hätte das gefälligst rechtzeitig selbst erledigen sollen.
Sagt mal, geht’s euch noch gut?
Bleiben wir mal bei dem Punkt des kapitalistischen Größenwahns der Weihnachtsgeschenke. Mir fällt nichts ein, wodurch Frauen effizienter darin sein sollten, Geschenke auszusuchen. Stattdessen ist das Aussuchen und Einkaufen ein massiver weihnachtlicher Mental Load, eine Aufgabe, die Zeit, Anstrengungen und Überlegungen erfordert. Immerhin steckt dahinter noch der Anspruch, passende, stilvolle und vor allem solche Geschenke auszuwählen, über die die Beschenkten sich auch freuen. Das Klischee des Mannes darf es sich dann erlauben, an der Tanke an Heilig Abend überteuertes Parfüm oder halb verwelkte Blumen zu besorgen – stellt euch mal vor, das würde sich eine Frau erlauben. Der Aufschrei wäre groß. Na, vielen Dank.
Doch die Geschenke sind nur der Gipfel eines kolossalen Eisbergs. Während Rolf Zuckowski so nett von der Weihnachtsbäckerei singt, stecken darin höchstwahrscheinlich in Familien- und Beziehungskontexten vor allem Frauen. Die imaginierte Mrs Clause gibt es auch nur, damit sie Santa einen Beutel Plätzchen zustecken kann, den er sonst vergessen hätte. In den sozialen Medien übertrumpfen sich Hobbybäcker:innen mit der Masse an Süßwaren, die sie hergestellt haben. Dutzende Sorten, und jeweils bitte mindestens 100 Stück, sonst geht gar nichts. Frauen an den Backofen, bitteschön.
Glitzer ist weiblich
Aber nur, wenn sie dann auch das Haus weihnachtlich dekorieren. Den Baum aufstellen darf der Herr des Hauses, wenn es denn einen gibt (Mann und Tanne), aber außer von der Christbaumspitze hat er sich von jedweder Deko fernzuhalten. Gott bewahre, wenn ihm etwas Glitzer an der Wange hängen bleibt. Denn Männlichkeit lässt sich selbstverständlich nicht mit Stilbewusstsein oder einem Blick fürs Detail in Einklang bringen. Patriarchat at it’s best. It’s Christmas Time. Selbstgemachte Adventskalender und einen Adventskranz, Fensterbilder oder Türkränze. Es hat sich scheinbar nichts getan, seit Eichendorff schrieb: „In den Fenstern haben Frauen buntes Spielzeug fromm geschmückt“. Weihnachten ist Romantik, und beides kennt für Frauen nur eine tradierte und festgefahrene Rolle.
Ja, es kann Spaß machen, das Backen und Dekorieren, das Geschenke aussuchen und die Vorfreude. Aber nicht, wenn das Mental-Load-Paket mal wieder nur auf einen Teil der Gesellschaft geschoben wird, der alles mit einem Lächeln ertragen soll, während der andere sich zurücklehnt und wie in Kindertagen dem Fest entgegenblickt, während Partnerin oder Mama sich um alles kümmern.
Mache ich mich gerade unbeliebt? Vielleicht. Damit kann ich leben, denn vielleicht bekomme ich ja dieses Jahr, was ich mir zu Weihnachten wünsche: Gleichberechtigung. Und die ist es mir wert.
Übrigens: von der Künstlerin Emma gibt es einen tollen Comic zum Thema Mental Load. Wir haben für euch bereits eine Liste mit Buchtipps zusammengestellt, so dass ihr dieses Jahr noch jede Menge feministische Literatur verschenken könnt. Vielleicht klappt dann auch mit der Gleichberechtigung.